The Siege (US 1998)

Wirklich erschreckend wie sehr die Realität von der Fiktion eingeholt werden kann. Gerade deswegen finde ich dann den Schluß hier doch wieder etwas zu sehr auf Happy End getrimmt. Also ein Thriller, der so ein bißchen zum Nachdenken anregen soll.

Absolut verwirrend war schließlich, wie ich finde, dass bei der gestrigen TV- Ausstrahlung des Privatsenders VOX direkt bei Werbungsbeginn ohne Übergang ein Trailer für eine Dokumentation über den 11. September lief, beginnend mit dem Einschlag in die Türme. Schon irgendwie makaber. Kann Gamecat nur recht geben, habe den Film jetzt drei Mal gesehen, einmal davor, dann etwa zwei Monate danach und schließlich jetzt. Jedes Mal war es ein anderes Erlebnis. Zuerst schien es wirklich wie eine interessante, bedrohliche Theorie, selbst wenn man zwar schon Anschläge von Islamisten mit verheerendem Ausmaß gesehen hatte, selbst New York und das WTC waren ja bereits angegriffen worden. Kurz danach saß der Schock noch ziemlich tief, und die Überschneidungen im Umgang mit den Arabern wurden mir nicht so deutlich, was mir allerdings diesmal klar wurde. Allerdings möchte ich bezweifeln, dass bei heutiger Lage, die Amerikaner Seite an Seite gegen die Armee stehen würden, sie würden denke ich eher blind folgen, als zu rebellieren (gut, es ist New York und die kulturelle Oberschicht). Insgesamt ein kontroverser, wirklich guter Film, an dem ich nicht sehen konnte, dass er ernsthaft krankt.

Wow, ich hab den Film erst jetzt wieder gesehen - meine ursprüngliche Bewertung beruht auf einer Sichtung im Jahr 2000. Damals hab ich den Film zwar ganz nett gefunden, insgesamt war es aber doch nur ein Action-Thriller der politisch zum Teil recht überdreht war (dachte ich damals...). Heute find ich den Film sehr überzeugend und visionär. Die Realität hat diesen Film eingeholt und zum Teil überholt. Auch wenn die USA ihre Konzentrationslager noch nicht im eigenen Land betreibt und auch Folter nur im Ausland anwendet. Aber ansonsten haben wir die meisten "Filmideen" mitlerweile in unserer echten Welt präsentiert bekommen - sowohl in Bezug auf das Verhalten der Terroristen, als auch in Bezug auf das Verhalten der "Guten". Es irritiert doch sehr, dass Hollywood 1998 im Prinzip schon wusste, wovon Bush 2001 total überrascht wurde. Vom "Patriot Act" zum "Ausnahmezustand" ist es jetzt gar nicht mehr so weit...

Ein zeitgemässe Film, schade dass am Schluss alles zu offensichtlich wird...

An sich ist der Film nicht schlecht, aber seit dem 11. September habe ich Angst, dass der Film jederzeit Realität wird.

Was die fürchterliche "Effizienz" der Ereignisse vom Dienstag zusätzlich zur großen Anzahl der Opfer ausmacht, ist die mediale Umsetzung. Ich hatte Urlaub, saß zuhause und erfuhr telefonisch von dem Anschlag. Und urplötzlich war ich zusammen mit Millionen anderer Fernsehzuschauer live dabei, wie das World Trade Center vernichtet wurde. Tausend Wiederholungen, aus zig Perspektiven, Aufnahmen von CNN oder aus verwackelten Handkameras, in Zeitlupe etc. Damit wird der so perfide mit einberechnete Symbolwert dieses Attentats tatsächlich ein Teil der weltweiten Wirkung. Das ist alles ganz entsetzlich.